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Pressemitteilung von proMAR zur endgültigen Schließung es Marktheidenfelder Krankenhauses

16. 12. 2021

      Landkreis auf Abwegen - zahlt Marktheidenfeld die Zeche?

Die Corona-Krise eskaliert erneut, Kliniken und Intensivstationen arbeiten an der Kapazitätsgrenze, der Ruf nach Rückkehr zu flächendeckender medizinischer Versorgung wird lauter. Davon unbeeindruckt setzt der Landkreis Main-Spessart jetzt die Schließung des Krankenhauses in Marktheidenfeld auf die Tagesordnung.  

Doch damit nicht genug, der Landkreis setzt noch einen drauf: Nach dem Willen von Landrätin und Klinikleitung soll ausgerechnet der „ambulante medizinische Stützpunkt“ aus dem Nachnutzungskonzept gestrichen werden, welcher der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung dient. Eine solche Anlaufstelle für Patienten aus dem Raum Marktheidenfeld war Gegenstand einer von 10.000 Menschen unterstützten Petition. Diesem Bedarf hatte der damalige Kreistag durch Aufnahme des Stützpunktes in das Nachnutzungskonzept Rechnung getragen.   

Dazu wollen sich die heutigen Verantwortlichen nicht mehr bekennen. Sie stellen sich damit gegen ein Kooperations-Modell, das einen Ausgleich für den Verlust des Krankenhauses schaffen sollte. Dem Stützpunkt war eine Brückenfunktion zwischen dem Zentralklinikum und Marktheidenfeld zugedacht, eine „enge Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung“, wie es im Kreistagsbeschluss von 2018 heißt. Wer heute diese Brücke zerstört, schneidet den Raum Marktheidenfeld ab und stellt damit auch den Erfolg des künftigen Klinikums in Frage.  

Der Verweis auf das Ärztezentrum in Karlstadt ist irreführend, weil sich die dortigen Verhältnisse nicht auf Marktheidenfeld übertragen lassen. Der entscheidende Unterschied liegt darin, dass Marktheidenfeld kein Belegkrankenhaus wie Karlstadt hatte. Dort waren ehemalige Belegärzte zu einem Neustart an alter Wirkungsstätte bereit, die von jeher auch ihre Facharztpraxen in Karlstadt hatten. Marktheidenfeld dagegen verfügt über vergleichsweise wenige Facharztsitze. Das Krankenhaus war tragende Säule der medizinischen Versorgung und hinterlässt somit eine kaum zu schließende Lücke. Leider werden hier immer wieder Äpfel mit Birnen verglichen und die Leute für dumm verkauft.      

Die Irreführung wird noch von den Phantastereien um ein „Baumhof-Quartier“ getoppt: eine „schöne neue Welt“, in bunten Farben gemalt. Um das ominöse Pflegekompetenzzentrum herum gruppieren sich „zukunftsweisende“ Projekte wie Gesundheitsakademie, Care- und Casemanagement und ein Medical Health Forschungszentrum / Medical Startups, was das auch immer sein mag. Sogar eine   KITA wird in Aussicht gestellt. Interessant auch, dass von Klinikseite ein neues städtisches Quartier ausgerufen wird, ohne den Stadtrat einzubeziehen. Noch immer ist dieser für Stadtentwicklung zuständig. Offen bleibt, wie das alles finanziert werden soll. Dafür wird das Investitionsvolumen von angeblich 100 Millionen Euro groß herausgestellt - in einem Landkreis, der Probleme hat, seine Schulen ordnungsgemäß zu sanieren.

Mit beindruckenden Luftschlössern soll offenbar der medizinische Stützpunkt aus der Nachnutzung gekegelt werden. Schon zuvor wurde mehrfach versucht, den Eindruck zu erwecken, als sei nicht der medizinische Stützpunkt, sondern das Pflegezentrum geltende Beschlusslage. Diesbezüglich hat sich proMAR jüngst an den bayerischen Gesundheitsminister gewandt und um Prüfung eines Vorfalls gebeten, den wir für schwerwiegend halten. In dem Schreiben bringen wir auch unser Unverständnis darüber zum Ausdruck, dass dem Minister bei seinem Besuch in Main-Spessart nur die Gesundheitseinrichtungen in Karlstadt und Lohr vorgestellt wurden. Warum unterblieb eine Augenscheinnahme der Situation in Marktheidenfeld?  

Und nun ist für den 10. Dezember eine Kreistagssitzung angesetzt, in der sowohl die Schulsanierung als auch die Änderung der Nachnutzung in Marktheidenfeld auf der Tagesordnung stehen, Themen von höchster Brisanz. Wir halten es unserer Stadt gegenüber nicht für fair, diese Entscheidungen jetzt durchzuziehen, wo überall zu Kontaktbeschränkungen und Vermeidung von Personenansammlungen aufgerufen wird. Wer wird sich als interessierter Bürger unter solchen Voraussetzungen zu einem Sitzungsbesuch entschließen?

Landkreis und Klinikum wären stattdessen gut beraten, in dieser schwierigen Lage ihre Aufgaben in der Gesundheitsversorgung in den Mittelpunkt zu stellen. Erfordert nicht deren Bewältigung alle Kraft und Konzentration der Verantwortlichen? Sind die traurigen Zahlen des vorigen Winters schon vergessen, als Main-Spessart zeitweise einen bundesweiten Spitzenplatz einnahm, was die Relation zwischen den mit Corona Infizierten und den daran Verstorbenen anbelangt?

Hier sieht proMAR auch den Kreistag in seiner Kontrollfunktion gefordert. Wie sollen in  einer solch angespannten und belasteten Situation tragfähige Entscheidungen zustande kommen?  Es geht um sehr viel. Denn es ist zu klären, ob dem Großprojekt  Klinikneubau im  Kreishaushalt der nächsten Jahre kompromisslos alles Übrige untergeordnet wird. Wir befürchten angesichts der explosiven Kostenentwicklung, dass hier Kontrolle und Übersicht zunehmend verloren gehen. Droht Main-Spessart – im kleineren Maßstab – ein Trauma Marke Flughafen Berlin oder Bahnhof Stuttgart?

Die am Standort Marktheidenfeld vorgesehenen Restriktionen sind klare Signale dafür, auf welcher Einbahnstraße der Landkreis bereits heute unterwegs ist. Ist dem Kreistag das ungewisse und gefährliche Abenteuer eigentlich bewusst, auf das er sich hier einlässt? Er ist auf bestem Weg, seinen Entscheidungsspielraum mit eigener Hand und für lange Zeit zu zerstören.

 

              Ludwig Keller                                                       Heinz Richter

      Vorsitzender Verein proMAR                     Vorsitzender Stadtratsfraktion proMAR

 

Anschrift

Düsseldorfer Straße 13
97828 Marktheidenfeld

 

Tel.: 09391/1593


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