Stellungnahme von proMAR zur Finanzierung einer medizinischen Versorgung in Wertheim nach Schließung der Rotkreuz-Klinik
Kommunale Solidarität gegen doppelzüngiges Spiel der Staatsregierung
Große Freude und Erleichterung in den bayrischen Nachbargemeinden: Nach
Schließung der Rotkreuz-Klinik in Wertheim hat dort mit dem Bürgerspital wieder ein
Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung seine Arbeit aufgenommen. Endlich
wieder – zumindest untertags - eine Anlaufstelle für Notfallpatienten in örtlicher Nähe!
Mit dem Ausfall des Krankenhauses in Wertheim fehlte dem Rettungswesen in der
Region zwischen Marktheidenfeld und Miltenberg eine wichtige, im Einzelfall
lebenswichtige Anlaufstelle. Für ihre Bereitschaft, die schmerzliche
Versorgungslücke zu schließen, durfte die Stadt Wertheim mit Fug und Recht auf
finanzielle Unterstützung auch von den benachbarten Kommunen in Bayern hoffen.
Nun wurde beim Neujahrsempfang in Kreuzwertheim publik, dass die bayrische
Rechtsaufsicht den unterfränkischen Nachbargemeinden jegliche finanzielle
Beteiligung an dem in der gesamten Region begrüßten Gesundheitsprojekt in
Wertheim untersagt. Das ist nicht nur politisch instinktlos, sondern auch ein Schlag
ins Gesicht der betroffenen Bevölkerung. Was soll die Forderung einer besseren
Zusammenarbeit auf europäischer Ebene, wenn man nicht einmal Nachbarstädten
unterschiedlicher Bundesländer die Kooperation gestattet? Oder wird hier juristisch
begründet, was – von wem auch immer - politisch nicht gewollt ist? Der Verdacht
drängt sich auf. Der Kreuzwertheimer Bürgermeister Klaus Thoma liegt jedenfalls
richtig, wenn er hier von einer rechtlichen Absurdität spricht.
Als es um den Standort des Zentralklinikums Main-Spessart ging, wurde
Marktheidenfeld mit dem Argument abgeblockt, durch das nahe gelegene
Krankenhaus Wertheim hinreichend versorgt zu sein. „Gesundheit kennt keine
Landesgrenzen“ hieß es damals. Als proMAR nach der definitiven Schließung des
Marktheidenfelder Krankenhauses nachhakte und in einem Schreiben an den
damaligen Gesundheitsminister Klaus Holetschek auf die prekäre Situation in der
medizinischen Versorgung des hiesigen Raums hinwies, nannte der Minister neben
unterfränkischen Kliniken explizit das Krankenhaus Wertheim, durch das die klinische
Versorgung von Marktheidenfeld sichergestellt sei. Dies ist in seinem
Antwortschreiben vom 4. Februar 2022 nachzulesen.
Was für ein doppelzüngiges Spiel! Weiß in der bayerischen Staatsregierung die eine
Hand nicht, was die andere tut? Wenn es darum geht, Marktheidenfeld
abzuwimmeln, kommt das Krankenhaus im baden-württembergischen Wertheim
gerade recht. Wenn jedoch Geld in die Nachbarstadt jenseits der bayerischen
Grenze fließen soll, werden rechtliche Sperrzäune hochgezogen. Wobei es
wohlgemerkt um einen finanziellen Beitrag zu einem Projekt geht, das für Menschen
aus der bayerischen Nachbarregion lebensrettend sein kann. Wenn aus
Kreuzwertheim berechtigter Gegenwind gegen das unsinnige und nicht
nachvollziehbare Verbot kommt, hat unsere Nachbarkommune volle Solidarität aus
Marktheidenfeld verdient.